Nach fast 40 Jahren im Ruhestand

Ende 1980 erblickte ich, der Rüstwagen RW II, bei der Feuerwehrmanufaktur Magirus in Ulm das Licht der Welt. Die Feuerwehr in Neustadt an der Weinstraße hatte Interesse an mir und ließ mich zum Rüstwagen für Feuerwehreinsätze aufbauen. Anfang 1981 holten mich, mit vollem Stolz, die Wehrleute aus Neustadt in Ulm ab und überführten mich in den Fuhrpark der dortigen Wehr. In dem Fuhrpark war ich im Bereich der technischen Hilfe der Star. Da ich für die damalige Zeit schon sehr gut mit hydraulischen Geräten ausgerüstet war und in meinem Aufbau sich ein eingebautes Notstromaggregat, ausfahrbarer Lichtmast, Hebekissen, Unterbaumaterial und noch vieles mehr befand, wurde ich auch außerhalb des Einsatzgebietes der Neustadter Wehr tätig.

Ich hatte viel zu tun, denn damalige Verkehrsunfälle waren immer sehr schlimm. Da in den Jahren der Verkehr immer mehr zunahm, bekam ich zusätzlich zu meinem Elektrohorn ein richtiges Martinhorn auf das Dach. Jetzt überhörte man mich nicht mehr und ich bekam schnell freie Bahn zu meinen Einsätzen. Mit meinem Besatzungsteam arbeiten wir Jahr für Jahr die erforderlichen Einsätze ab.

Einmal kam ich auch an meine Grenzen, als in der Branchweilerhofstraße ein Militärlastkraftwagen der ehemaligen französischen Streitkräfte, nach einem Verkehrsunfall, auf einem PKW stand. Da musste mir ein Kranfahrzeug der Streitkräfte helfen.

Nach 14 Jahren kam ein Iveco Magirus Tanklöschfahrzeug, eine italienisch deutsche Kombination, in den Neustadter Fuhrpark. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass der Bangert nicht nur Wasser im Aufbau, sondern auch einen hydraulischen Rettungssatz, sowie einen Lichtmast an Bord hatte. Ich fühlte mich schon auf das Abstellgleis gestellt. Es stellte sich aber schnell heraus, dass ich immer noch bei technischen Einsätzen gebraucht wurde. Der neue Bangert konnte doch nicht alles in der technischen Hilfe abdecken. So bildeten wir eine Zweckehe und fuhren erfolgreich gemeinsam die anfallenden Einsätze in der Technischen Hilfe.

Nach 32 Jahren kam neue Konkurrenz in den Fuhrpark, die sogenannten Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuge. Mit Neid musste ich anerkennen, der neue hatte jede Menge technische Geräte in seinem Koffer. Also, normale technische Hilfeleistungen konnte der fast alleine abarbeiten. Gegenüber mir, hatte der auch neun Einsatzkräfte an Bord. Viele Kameraden aus der Hauptfeuerwache hatten Mitleid mit mir und nahmen mich, trotz meines Alters und meiner nicht mehr so freundlichen Abgaswerte, immer mit zu den Einsätzen. Bei schwereren technischen Einsätzen war ich aber noch, aufgrund meiner Ausstattung und eingebauter Seilwinde, immer noch der King.

Ab dem Jahre 2018 rückte mein Fahrzeugrentenalter näher. In der Feuerwehr bildete sich eine Fachgruppe zur Ausarbeitung meines Nachfolgers. Mit schwerem Herzen sah ich dem Frühjahr 2020 entgegen. Mein Nachfolger ein MAN mit österreichischem Aufbau der Firma Walser kam auf den Feuerwehrhof. Der neue wurde von den Einsatzkräften begeistert empfangen. Bei der offiziellen Fahrzeugübergabe durfte ich noch mitwirken.

Ich muss Anerkennen, seit 1981 hat sich in der Feuerwehr viel verändert, die Anforderungen stiegen, andere Technik kam auf den Markt. Leider konnte ich da nicht mehr mithalten, nicht nur weil mein Aufbau dafür zu klein war, auch fehlten mir gegenüber den heutigen Fahrzeugen eine paar Pferdestärken. Trotz allem möchte ich mich bei den Feuerwehrkameraden, die mit mir gearbeitet haben, sowie die pflegliche Behandlung der Feuerwerkstatt bedanken. Ich war immer „Startklar“ und ließ euch auch bei Einsätzen nie im Stich.

Meinem österreichischen Nachfolger wünsche ich allzeit gute und sichere Fahrt und hoffe, dass er auch auf eine lange Zeit im Fuhrpark der Neustadter Wehr verbringen kann. Danke für die fast 40jährige gute Zusammenarbeit.

Euer Original Magirus Rüstwagen Typ RW II